Es ist natürlich rein spekulativ, aber ich möchte doch einige Gedanken hier vorstellen:
Meiner Meinung nach ist die Straßensituation, wie wir sie jetzt in Neubeuern haben, fast ideal. Die unbestreitbare Verkehrslärmbelastung in unseren Durchgangsstraßen ist zum Großteil von uns Neubeurer Bürgern selbst verursacht. Bei der Verkehrszählung vor einigen Jahren in der Auerstraße waren 65% Ziel- und Quellverkehr, also von Anwohnern. Der andere große Anteil sind Fahrzeuge aus unseren Nachbargemeinden, die unsere Straßen genauso benützen (dürfen) wie wir ihre. Der Verkehr von Raubling nach Nußdorf und Rohrdorf muss durch diverse Nadelöhre (Rosenheimer Straße, Auerstraße, Gasteig, Marktplatztore). Die direkte Verbindung nach Nußdorf über die Sailerbachstraße ist für den Durchgangsverkehr gesperrt, was auch von keiner Seite infrage gestellt wird. Die Verbindung Raubling-Thansau ist mindestens für den LKW-Verkehr wegen der engen Ortsdurchfahrten und der Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht sehr attraktiv. Die Durchfahrt von PKWs von Raubling nach Thansau durch das Wohngebiet Krautäcker wird von einer Bürgerinitiative mit meiner Unterstützung bekämpft. Meiner Meinung nach wird eine Sperrung vor allem der Wendelsteinstraße für den Durchgangsverkehr nicht zu einer Verlagerung in die Rosenheimer Straße führen, sondern dazu, dass diese Abkürzung unattraktiv wird und die Autofahrer den schnelleren Weg über Raubling und die Autobahn wählen. Ansonsten kann durch Abbau weniger Schilder der frühere Zustand wiederhergestellt werden. Die Staatsstraße von Rohrdorf nach Nußdorf ist durch ihren schlechten Zustand für den Fernverkehr in den letzten Jahren immer unattraktiver geworden, die LKW-Durchfahrtszahlen sind nach unseren Verkehrszählungen deutlich zurückgegangen. Ein gründlicher Ausbau mit Erneuerung des Unterbaus wird auf alle Fälle noch mehr als ein Jahrzehnt auf sich warten lassen. Eine einzige Mautbrücke zwischen Neubeuern und Nußdorf würde, falls dies im Berliner Verkehrsministerium möglich und erwünscht wäre, die Strecke für den Fernverkehr endgültig uninteressant machen. Die Debatten über eine Umgehungsstraße von Rohrdorf nach Raubling über die Felder und Wiesen zwischen Neuwöhr und Altenmarkt und über eine Tunnellösung unter Altenbeuern sind so absurd, was die Sinnhaftigkeit und Finanzierbarkeit angeht, dass es schon erstaunlich ist, dass sie überhaupt geführt wurden. Mein vordringlichster Wunsch in verkehrspolitischer Hinsicht wäre die Einrichtung einer Fußgängerampel im Bereich Gemeindekindergarten und Schulen, allerdings können wir als Gemeinderat dies nur erreichen, wenn wir das mit großer Mehrheit wollen, gegenüber übergeordneten Behörden geschlossen auftreten, Unterstützung der Bürger hätten (vor allem der Eltern von Schülern und Kindergartenkindern) und einen langen Atem im Kampf mit allen zuständigen Behörden, was bisher nicht der Fall war.
Neubeuern ist ein Ort mit einer vergleichsweise kleinen Fläche, unsere Besiedlungsdichte liegt doppelt so hoch wie in unseren Nachbargemeinden. Wir sind eingezwängt zwischen dem Landschaftsschutzgebiet Inntal nördlich, unserem Wasserschutzgebiet südlich bis zur Bebauungsgrenze und den nicht bebaubaren Gebirgsausläufern östlich. Rein theoretisch kann nur noch nachverdichtet werden oder die freien Zwischenflächen zwischen Altenbeuern und Neubeuern bzw. zwischen Fröschenthal und Altenmarkt einerseits und Neuwöhr andererseits verplant werden. In unserem Flächennutzungsplan sollen diese Freiflächen zwischen den einzelnen Ortsteilen aber aus verschiedenen Gründen erhalten bleiben: aus historischen Gründen, zur Luftzirkulation und als Grüngürtel.
Den Bürgern im Allgemeinen wird von Politikern und Journalisten oft vorgeworfen, dass sie einerseits die Vollversorgung rundum wollen, andererseits aber neuen Erschließungsprojekten kritisch gegenüber stehen. Die große Mehrheit der Neubeurer Bürger, die die Erschließung neuer Gewerbeflächen rund um Angerl abgelehnt hat, hat mir gezeigt, dass unsere Bürger sehr wohl auf eine eventuelle zukünftige Gewerbesteuermehreinnahme verzichten wollen, um das Ortsbild zu erhalten. Wir werden unsere wichtigsten Aufgaben mit Erhaltung der Kindergärten und Schulen, des Bauhofs, der Wasser- und Abwasserstrukturen und der Straßen, Gehwege und Grünanlagen finanzieren können, wenn wir auf einige wenige Projekte verzichten. Hier fallen mir derzeit vor allem der Neubau statt eines Umbaus des Rathauses und die Errichtung eines gemeindeeigenen Hackschnitzelheizwerks zur Versorgung der Gemeindegebäude ein. Gegen einen Neubau des Gemeindeamts bin ich absolut, denn das jetzige Gebäude ist ein Ziegelbau, der vom Pilzbefall befreit, energetisch saniert und in Teilen umgebaut werden kann. Unsere Verwaltung braucht mehr Platz, aber östlich vom jetzigen Gebäude kann ein Anbau hingestellt werden, über dessen Größe und Form man diskutieren kann. Eine Gemeindeverwaltung hat keine speziellen Anforderungen an die Raumgestaltung, jeder Beschäftigte braucht ein Büro mit Schreibtisch, Computer, Aktenschränken (noch) und Sitzgelegenheiten. Ich kann heute schon wetten, dass „Spezialisten“, in diesem Fall Architekturbüros, in zukünftigen Gutachten zu dem Schluss kommen werden, dass ein Neubau billiger und besser ist als ein Umbau des vorhandenen Gebäudes. Aber wenn ich etwas gelernt habe in meinen bald 12 Jahren als Gemeinderat, dann: Sei misstrauisch gegenüber scheinbar objektiven Gutachtern! Sie wollen nur unser Bestes (unser Geld) und das brauchen wir selber.
Unsere Gemeinde hat gebäudeflächenmäßig ein Luxusproblem. Die Haupt- bzw. Mittelschule, energetisch teilsaniert, wird mit immer weniger Schülern immer weniger Platz brauchen. Hier wäre ich dafür, dass die Musikschule Neubeuern wieder in die Schulgebäude zurückzieht und den ersten Stock des Hauses der Vereine für eine andere Nutzung freimacht. Die akustischen Bedingungen in den großen Klassenzimmern sind fürs Musizieren viel besser als die vergleichsweise kleinen Räume im Haus der Vereine. Den Stress der Reinigungskräfte mit dem Belegungsplan der Musiklehrer wird man reduzieren können. Wenn sich der Trachtenverein Neubeuern, die Gebirgsschützen und die Evangelische Kirche einig wären, dann könnten sie alle zusammen das Erdgeschoss effektiver nutzen als bisher Erdgeschoss und zweiten Stock. Dazu müssten nach der Wahl Gespräche mit allen Beteiligten geführt werden. Dann wären der erste und der zweite Stock frei für neue Nutzungen, eventuell auch für Teile der Gemeindeverwaltung, falls dies nach den Förderkriterien der Städtebauförderung irgendwann mal möglich wäre.
Ich war lange für ein Hackschnitzelheizwerk zur Versorgung der gemeindlichen Einrichtungen (Schulen, Verwaltung, Haus der Vereine, Kindergarten, Feuerwehr) und eventuell von Nachbarhäusern und vom Schloss Neubeuern, sehe das aber heute kritischer. Holz als Heizstoff war in der Vergangenheit billig, aber wir verbrauchen seit kurzem in Deutschland mehr Holz, als nachwächst. Die bisherige Ratsmehrheit war dafür, die Heizanlage von der Gemeinde finanzieren zu lassen. Die wiederholten Vorstöße von Klaus Spatzier, dass die Finanzierung auch in Form eines Bürgerkraftwerks erfolgen könnte, stießen auf Ablehnung. Wenn der zukünftige Gemeinderat mit klarer Mehrheit zum Ausdruck bringt, dass er eine Bürgergruppe zur Finanzierung des Heizwerks unterstützt, dann können interessierte Bürger und örtliche Waldbesitzer sich zusammentun und der Gemeinde ein Angebot machen. Aus anderen Gemeinden ist bekannt, dass eine solche regionale Investitionsmöglichkeit auf großes Interesse von ortsansässigen Geldanlegern stößt. Gutachten über die Finanzierbarkeit der Heizanlage liegen vor, es geht nur um ein klares Signal der Gemeinde.
Wenn der Obere Marktplatz durch Abtragung der Straße und der Gehsteige und eine einheitliche Pflasterung nach einem Neuanlauf des nächsten Gemeinderats zu einer Fußgängerzone geworden ist, sind für mich weitere Umbaumaßnahmen in den nächsten mindestens 10 Jahren nicht erforderlich. Insbesondere die von Städteplaner Immich angedachte Veränderung der Parkplatzregelung vor und um die Bäckerei Bauer lehne ich ab. Bisher parken die Autos rechtwinklig zum Gehsteig; sein Vorschlag war, dass sie längs der Gehsteigkante parken sollten. Dies würde erstens zu einem weiteren Verlust von Parkmöglichkeiten am Marktplatz führen, andererseits ist der derzeitige Zustand durch die Einengung der Kreisstraße besonders durch große PKW heute eine eindeutige Geschwindigkeitsbremse für den Durchgangsverkehr. Da wir vom Landratsamt wahrscheinlich keine Genehmigung für eine Geschwindigkeitsbegrenzung am Marktplatz bekommen werden, ist dies die einzige Möglichkeit, sowohl tagsüber als auch nachts den Durchgangsverkehr zu langsamerem Fahren zu zwingen. Die preiswerteste Lösung am Oberen Marktplatz wäre, im Sommerhalbjahr die Parkplätze zu sperren und sie den angrenzenden Wirten zu verpachten. Durch das Aufstellen einiger weniger Parkverbots- und Tempo-10-Schilder wäre dann der Obere Marktplatz durch die Einengung der Straße zwar noch befahrbar, die Durchfahrt aber außer für Anwohner und Hotelgäste sinnlos. Im Winterhalbjahr könnte nach Abmontieren der Schilder der Platz wie bisher genutzt werden. Dies wäre ein doppelter Vorteil für die Gewerbetreibenden am Marktplatz, im Sommer mehr Kundschaft, im Winter mehr Parkplätze.
Eine Begründung für die Ausweisung von Gewerbegebieten war immer der angeblich dringende Wunsch von einheimischen Gewerbetreibenden, die ihren Betrieb vergrößern wollten. Es sind auch schon einige Interessenten in andere Gemeinden gezogen, weil wir keine Flächen freihaben. Die Unterstützung des Gemeinderats bei der geplanten Gewerbegebietsausweisung bei Angerl durch die Gewerbetreibenden war enttäuschend. Als noch Flächen im Gewerbegebiet Heft frei waren, wurden diese nicht beansprucht, weil sie auf Erbpacht vergeben wurden. Dies habe ich nie verstanden, denn die wirklich nicht hohen Erbpachtausgaben schonen die Eigenkapitalausstattung jedes Betriebs und sind von der Steuer voll absetzbar. Was in 99 Jahren mit einer Gewerbehalle passiert, das entzieht sich jeder vernünftigen Zukunftsplanung mindestens des jetzigen Erwerbers und seines Nachfolgers. Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass hier manche Interessenten durch gemeindliche Planung an billige Gewerbegrundstücke kommen wollen, die dann nachher irgendwann auf dem allgemeinen Grundstücksmarkt zu vermutlich höheren Preisen verkauft werden können – wie heuer geschehen. Als Gemeindebürger und –rat habe ich auch grundsätzlich nur an solchen Betrieben wirkliches Interesse, die Gewerbesteuer bezahlen, in Relation zum Flächenverbrauch Arbeitsplätze bieten, wenig Emissionen erzeugen und Lehrlinge ausbilden. Von den ca. 700 Gewerbebetrieben in Neubeuern zahlen nur etwa 70 überhaupt Gewerbesteuer und nur etwa 7 Gewerbesteuer in nennenswertem Umfang. Bei einer äußerst knappen Flächensituation in Neubeuern können in Zukunft nur noch solche Betriebe überhaupt in Frage kommen, die alle obigen Bedingungen erfüllen. Ein einheimischer Betrieb, der wenige oder keine der obigen Bedingungen erfüllen kann, hat derzeit keine Probleme, in Nachbargemeinden entsprechenden Gewerbegrund zu pachten oder zu kaufen.
Die finanziell größte Aufgabe in der nächsten Wahlperiode des Gemeinderats wird der Um- und Neubau unseres Klärwerks sein. Für die Bürger wird es zu deutlichen Mehrbelastungen kommen, schon 2012 hat sich der Gemeinderat zum ersten Mal in seiner Geschichte – auch mit meiner Stimme – entschlossen, die Gebühren zu 100% an die Bürger weiterzugeben statt sie wie bisher zu ca. 15% aus dem Haushalt zu finanzieren. Dies hat aber nichts zu tun mit der Ablehnung des Gewerbegebiets Angerl durch die Bürger, denn die Gewerbeflächen hätten erst einmal Erschließungskosten verursacht und erst in fünf bis zehn Jahren vielleicht zu merkbaren Gewerbesteuermehreinnahmen führen können, da die Firmen, die dort hinziehen, durch die Neubauten hohe Investitionskosten und damit steuermindernde Ausgaben gehabt hätten.
Das sicher schwierigste Projekt der nächsten Zeit ist die endgültige Festlegung unseres Wasserschutzgebiets. Hier ist mit Widerstand vieler unserer betroffenen Landwirte zu rechnen. Ich bin einerseits dafür, dass die Kriterien so streng wie gesetzlich irgend möglich gefasst werden, dass aber andererseits den Landwirten für die Einschränkung ihrer Bewirtschaftungsmöglichkeiten ein fairer finanzieller Ausgleich gewährt wird.
Im Baubereich haben wir uns auch in der Präambel des Flächennutzungsplans für eine Innenverdichtung ausgesprochen. Obwohl dies oft schwerfällt, denn natürlich sind locker bebaute Grundstücke ein schönerer Anblick für Nachbarn und Spaziergänger als eng bebaute. Ich habe mich aber jedes Mal bei entsprechenden Abstimmungen unter Berufung auf den Vorrang der Verdichtung für zusätzlichen Wohnraum auf schon bebauten Grundstücken ausgesprochen. Aus EU-rechtlichen Gründen werden, so hat es uns jedenfalls der Rechnungsprüfer Bergmeister im Gemeinderat erklärt, in Zukunft Einheimischenbaugebiete nicht mehr ausgewiesen werden können. Die Änderung der gemeindlichen Bauordnung wird vielleicht noch in dieser Gemeinderatszeit verabschiedet werden. Ich bin für eine weitgehende Freigabe von Gauben, Giebeln, Dachfenstern und Dachbalkonen. Die Betonung der Wichtigkeit der sog. Dachlandschaft, wie man es von Architekten und Städteplanern hört, fällt für mich nur im Bereich des Marktplatzes ins Gewicht, hier besteht aber sowieso Ensembleschutz. Ansonsten sieht keiner von oben auf unsere Dächer, aber die Gewinnung von Wohnraum und die Verbesserung von bereits genutztem Wohnraum unterm Dach durch entsprechende Beleuchtung sind auch unter finanziellen Gesichtspunkten (minimaler Aufwand für maximalen Ertrag) unbedingt zu fördern. Das neue Bayerische Baurecht erlaubt unter dem Begriff der Verwaltungsvereinfachung nur noch wenige Eingriffsmöglichkeiten des Gemeinderats und des Bauausschusses. Dies bedaure ich sehr, denn obwohl viele Bauherrn das Maximale aus ihrem Grundstück herausholen wollen und auf Eigenverwirklichung, nicht auf Einpassung in vorhandene Bauumgebung fixiert sind, sind wir doch alle stolz, dass man ein Dorf wie unseres vom Baustil noch erkennen und z.B. von einem Dorf in Niederbayern, Schwaben oder Ostfriesland schon beim Blick auf die Häuser unterscheiden kann. Wer sehen will, was die Freiheit des Bauens anrichtet, muss nur nach Wörgl schauen oder – viel näher – in den Mitterfeldweg in Großholzhausen. Ich bin froh, dass mein Kollege Klaus Spatzier im Bauausschuss sitzt. Ich hab z.B. auch nach langer Gemeinderatsarbeit immer noch nicht kapiert, wozu Carports gut sein sollen. Auch find ich es immer wieder erstaunlich, dass Leute sich ihr Traumhaus bauen und dann daneben ein hässliches Gartenhäusl aus dem Baumarkt hinstellen.
Die Gemeinde hat – auch mit meiner Hilfe damals beim Jugendtreff Freezone im Hiererhaus – wiederholt versucht, zusätzlich zur Jugendarbeit in den Vereinen, die wirklich sehr lobenswert und erfolgreich ist, einen eigenen Jugendkontaktbereich aufzubauen. Während die von den Jugendlichen selbst beantragten Freizeitmöglichkeiten wie der Streethockey-Platz und die Dirtbike-Anlage gut genutzt werden, war den Jugendtreffs immer nur ein kurzes Leben vergönnt. Unsere Jugendlichen haben heute andere Freizeitinteressen, als es die mittlere und ältere Generation zu ihrer Zeit hatte. Wenn überhaupt, dann sind nur die 12- bis 16-jährigen Jugendlichen ansprechbar, die älteren sind schon so mobil, dass sie sich ihre Treffs selber aussuchen und organisieren. Ich bin also heute eher skeptisch, ob wir solch einen Versuch noch einmal starten sollen, auch weil ich über meine Frau und den Kirchenvorstand in Brannenburg über die Höhen und Tiefen des dortigen Jugendtreffs im Gemeindehaus der evangelischen Kirche informiert bin. Wir sollten als zukünftiger Gemeinderat warten, was aus dem Kreis der interessierten Jugendlichen an uns herangetragen wird, und nicht selber aktiv werden. Die großzügige Finanzierung der örtlichen Vereine und ihrer Jugendarbeit, hier ist speziell der Grunderwerb und die Platzpflege für unseren Sportverein zu nennen, soll unbedingt weitergeführt werden. Allerdings hätte ich mir beim letzten Grundstückserwerb eine vom Sportverein initiierte Spendenaktion gewünscht, denn welch unwahrscheinliche Summen die Bürger bei konkreten Vorhaben spenden, ist immer wieder erstaunlich und erfreulich. Der größte Feind unserer Vereinsjugendarbeit und Musikerziehung ist das G8-Gymnasium. Ich bin begeistert von der Initiative der Freien Wähler in Bayern, einen Volksentscheid zum G8 durchzuführen, und kann die Bayerische SPD und die Grünen nicht verstehen, die sich dieser Initiative nicht anschließen.
Die Möglichkeiten für Senioren in unserer Gemeinde sind gut und fast immer ausreichend. Die meisten älteren Mitbürger haben ihre eigene Infrastruktur, ihre engere und weitere Familie, ihren Freundeskreis, ihre Anlaufpunkte. Mit der Nachbarschaftshilfe gibt es ein niederschwelliges Angebot bei Hilfeleistungen. Das Christliche Sozialwerk und private Pflegedienste decken die häusliche Pflege ab. Das örtliche Pflegeheim Gisela wurde durch kostspielige Umbaumaßnahmen zum Brandschutz für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht. Unsere Nachbargemeinde Raubling hat mit ihrem Kontaktangebot „Gewohnt wohnen“ bei den älteren Mitbürgern nur wenig Resonanz gefunden. Das Interesse der Senioren, regelmäßig von ehrenamtlichen Betreuern besucht zu werden, war gering. Was aber in Raubling wirklich gut läuft, ist das Bürgertaxi. Hier können beim örtlichen Taxiunternehmer, der Familie Kotz, Taxifahrten zum Einkaufen, zu Arztpraxen usw. innerhalb des Orts für 2 € bestellt werden. Der nächste Gemeinderat sollte mit den Seniorengruppen am Ort Kontakt aufnehmen und bei den Seniorenbürgerversammlungen anfragen, inwieweit hier im Ort und in den Außenbereichen Interesse an einem Bürgertaxi besteht. Die Erfahrungen der Raublinger Gemeinde können uns dabei hilfreich sein.
In Raubling gibt es die Godziwitz-Stiftung, am Samerberg die Schamberger-Stiftung. Beides sind Stiftungen von ehemaligen Patientinnen von mir, die kinderlos waren und ihr Vermögen für soziale Zwecke im jeweiligen Gemeindebereich gestiftet haben. Wir könnten als Gemeinderat insofern initiativ werden, als wir mit den Erfahrungen der Nachbargemeinden einen Stiftungsrahmen aufbauen können für interessierte Bürger, die (besonders gerne natürlich auch zu Lebzeiten) Gelder für soziale Zwecke (Kindergarten, Vereinsarbeit usw.) geben wollen. Bei den oben genannten Stiftungen waren es jeweils Einzelpersonen, die die Idee hatten und sie verwirklichten, aber wir müssen in Neubeuern nicht darauf warten, bis Bürger sich die Mühe einer Stiftungsgründung machen, sondern können diese Vorarbeit zum Vorteil für alle übernehmen.
Unsere Kindergärten und Kleinkindgruppen sind gut aufgestellt. Die Renovierung und der Ausbau des Gemeindekindergartens und der Aufbau von Kleinkindergruppen sind in dieser Gemeinderatsperiode durchgeführt worden. Für die größte historische Fehlleistung der ansonsten auch sehr verdienstvollen CSU halte ich ihre jahrzehntelange Verhinderung der Kleinkindbetreuung und damit der Berufstätigkeit von jungen Frauen. Diese Maßnahmen hätten schon 20 Jahre früher kommen sollen, dann hätten wir heute Geburtenraten wie die skandinavischen Länder oder Frankreich. Einer Zusammenfassung des Gemeindekindergartens und des kath. Pfarrkindergartens in welcher Form auch immer stehe ich positiv gegenüber. Allerdings wird über diverse Möglichkeiten dazu schon länger diskutiert, als ich im Gemeinderat bin, bisher ohne konkrete Ergebnisse. Auf eine Entscheidung drängen werde ich nicht. Bisher hat das erzbischöfliche Ordinariat einen erheblichen Teil der Kosten unseres Pfarrkindergartens übernommen, sodass durch die Doppelstruktur der Gemeinde und damit den Bürgern keine zusätzlichen Kosten entstehen und der Zuschuss pro Kind im Gemeinde- bzw. Pfarrkindergarten in etwa gleich sind.
Nachdem der Kirchenvorstand 2011 endgültig die Errichtung eines evangelischen Gemeindezentrums im Hepfengrabengebiet abgelehnt hat, wurde das Grundstück wieder an die politische Gemeinde zurückverkauft. Außer den beiden evangelischen Gottesdiensten am 2. und 4. Sonntag jeden Monats und dem evangelischen Gesprächskreis einmal im Monat an einem Mittwoch im „Haus der Vereine“ wird sich das zukünftige evangelische Kirchenleben wie bisher hauptsächlich in Brannenburg und Raubling abspielen.
Unsere Grundschule am Ort müssen wir unbedingt erhalten, allerdings sehe ich auch keinerlei Bestrebungen von irgendeiner Seite, dies nicht zu tun. Ob wir unsere Haupt- bzw. Mittelschule bei zurückgehenden Schülerzahlen in zehn Jahren noch erhalten können oder mit der Raublinger Schule zusammenlegen müssen, kann ich heute noch nicht beurteilen. Entscheidend wird auch aus meiner Sicht sein, dass wir den freiwerdenden Raum in der Hauptschule als Gemeinde, Bürger und Vereine sinnvoll nutzen. Sonst könnte uns der Erhalt des Gebäudes schon bald teurer werden als ein Abriss oder eine Nutzungsänderung in irgendeine Richtung.
Ich bin froh, dass der Ankauf des Pfarrstadls nicht geklappt hat. Wir hätten zwar genügend Ausstellungsstücke, um neben dem Schiffleutmuseum noch ein Gebäude zu füllen, aber die Kosten für Renovierung und Unterhalt sind für eine Gemeinde unserer Größe nicht tragbar. Die vorliegenden Umbauvarianten würden zwar ein sehr interessantes Gebäudeinneres erschließen, aber die reine Ausstellungsfläche wäre kleiner als im Verkehrsamt. Bei einer zukünftigen Grundrenovierung des Verkehrsamts möchte ich meine Idee aus dem Tourismusausschuss noch einmal ins Spiel bringen, einen der Räume im Erdgeschoss so einzurichten, dass darin als Außenstelle unseres Standesamtes Trauungen stattfinden können. Denn die Fassade des Verkehrsamts, der Schlossberg dahinter und die Position am Oberen Marktplatz könnten uns zum „schönsten Standesamt Deutschlands“ machen – zum Vorteil der örtlichen Wirte.
Was unsere Wirtshauskultur angeht, hat sich in den letzten 20 Jahren viel zum Positiven geändert. Diese Entwicklung hat aber eindeutig schon lange vor den Bemühungen des Kultur- und Tourismusausschusses, der 2008 gegründet wurde, eingesetzt, wurde aber durch diesen Ausschuss begleitet und gefördert. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass auch unter der Woche am Marktplatz die Wirtschaften so voll sind, dass man manchmal keinen freien Tisch bekommt und an andere Orte ausweichen muss. Viele Wirte haben erfolgreich ein Konzept für ihren Betrieb und das entsprechende Publikum gefunden, auch weit über Neubeuern hinaus. Eine engere Zusammenarbeit der Wirte ist meines Erachtens nicht nötig, speziell nicht durch den Tourismusausschuss, da die Erfolge ruhig auf verschiedenen Wegen gesucht werden können. Auf die Eröffnung des grundsanierten und umgestalteten Hofwirts zu einem in der Umgebung konkurrenzfähigen Hotel freue ich mich. Die größten Verdienste des Tourismusausschusses, in dem ich mitgearbeitet habe, sind meiner Meinung die Ausarbeitung und Pflege der Webseite und die Neubeschilderung der Rad- und Wanderwege. Seitdem die überregionalen Radwege über den Marktplatz führen, sind dort eindeutig mehr Radtouristen aufgekreuzt. Insgesamt wird aber der Tourismus nur eine Randbedeutung für das Neubeurer Wirtschaftsleben haben, die gemeindlichen Ausgaben für diesen Sektor sollten nicht erhöht werden.